Bereits in den 30er und danach wieder in den 50er und 60er-Jahren hatten sich in Hirschau einzelne Gruppen und Vereine in loser nicht organisierter Form fastnächtlich vergnügt.

Am Morgen des Fasnets-Dienstag 1964 kommen einige Mitarbeiter des Jung-Bauunternehmers Stefan Hartmann zu ihrem Chef und wollen, um Fasnet zu feiern, an diesem Tage frei. Stefan Hartmann stimmt unter der Voraussetzung zu, dass etwas gemeinsames gemacht wird. Schnell entschlossen wird ein Wagen dekoriert und Tische und Bänke organisiert. Mit viel Trari und Trara, einem Akkordeonspieler, und guter Laune fahren die Männer durch Hirschau und anschließend nach Weilheim. Bei der Rückkehr nach Hirschau wartet schon eine große maskierte Kinderschar und der erste improvisierte Fasnetsumzug nimmt seinen Lauf. Der Abschluß findet angeheitert und feucht-fröhlich im Gasthaus Krone statt.

Ein paar Wochen vor der Fasnet 1965 spricht Kronenwirtin Rosa Fridrich Stefan Hartmann an, ob dieses Jahr nicht´s geplant sei. Kurz entschlossen stellt sie ihren Saal zur Verfügung. Als Kapelle werden lokale Musiker engagiert (Willi Kaltenmark – Akkordeon, Günther Kaltenmark – Bass, Reinhold Hartmann – Schlagzeug und aus Kiebingen Hartmut Sailer – Gitarre). Die Gruppe um Stefan Hartmann zimmert eine Schwarten-Bar, die sie dann selbst bewirtschaften dürfen. Dieses Mal findet der Umzug und auch die Saalfasnet am Rosenmontag statt. Der Kronensaal platzt aus allen Nähten und die Organisatoren erhalten von vielen Personen Spenden, mit der Aufforderung weiter zu machen. Durch das verdiente und gespendete Geld entsteht quasi eine Verpflichtung auch im nächsten Jahr in die Fasnet zu investieren.

Im Nov/Dez 1965 werden deshalb am Stammtisch im Gasthaus Krone Pläne geschmiedet, wie man im nächsten Jahr die Fasnet noch besser organisieren, und wenn sie dann erfolgreich ist, einen Verein gründen kann.

Im Betrieb des Bauunternehmers und späteren 1. Zunftmeisters Stefan Hartmann werden über den Winter närrische Wagen gestaltet, die dann am Rosenmontag 1966, zusammen mit vielen verkleideten Kindern, Hexen (das Häs besteht aus der alten Hirschauer Frauentracht), Äschadreppler (in Erbsenstroh gebundene Personen), Strohbären (mit Weizenstroh verhüllt) und einer kleinen Musikgruppe - bestehend aus einzelnen Mitgliedern des Hirschauer Musikvereins - einen Umzug gestalten und großes Aufsehen in der Bevölkerung erregen. Im Anschluß und am Abend wird ein närrisches Treiben im "Kronensaal" durchgeführt, das wiederum auf sehr regen Zuspruch stößt.

Durch diese Fasnet ermutigt und von Bürgermeister Franz Reisch unterstützt, wird am 12.03.66 in der "Krone" die Gründungsversammlung der Narrenzunft Hirschau betrieben.

Am 28.05.66 findet die 1. Mitgliederversammlung statt, in der beschlossen wird, eine Fasnetsmaske zu entwerfen, die den Gesichtern von alten Hirschauer Wengertern nachempfunden sein soll.

Bei der nächsten Mitgliederversammlung, am 14.10.66, wird das zukünftige Kostüm bzw. Häs besprochen und die ersten 15 Masken bei Max Kaiser in Haigerloch bestellt.

Am 11.11.66 findet im Kronensaal die erste Vorstellung der Fasnetsfigur "Hirschemer Wengerter" durch Eberhard Latus statt. Tanzlehrer Maichle und Oberlehrer Lohmüller entwerfen die Choreographie und komponieren die Musik.

Bereits in der Saison 1967 nimmt die NZH - neben dem eigenen Rosenmontag - bei den Umzügen in Rottenburg (3 Wagen, Strohbären/Äschadreppler und Fußgruppe) und am Fasnetsdienstag in Bühl statt. "Nach dem Umzug in Bühl ist im Kronensaal fröhlicher Kehraus und anschließend, bei Einbruch der Dunkelheit Fasnet-Verbrennung durch Erich Endreß am alten Schulhaus". Am 11.11.67 werden die ersten beiden Hexenmasken von Helmut Rieker und Paul Steinhauser vorgestellt. Die Hirschauer Hexen sind bis heute auf die Anzahl 16 limitiert und jede einzelne trägt eine andere Maske und unterschiedliches Häs.

1968 werden für die Umzüge 6 Narrenwagen gestaltet (Weinkellerwagen, Schulproblem, Storchenwagen, Baustopp, Piratenschiff, Bürgermeister und Gemeinderäte) und 4 Saalveranstaltungen (Schmotziger Daunsteg, Fasnets-Sonntag, Rosenmontag und Fasnets-Kehraus) organisiert; es spielen die Kapellen "Mozera" und die "Sonny Boys".

1969 komponiert Meinhard Heinze als Mitglied des Narrenrates unser heute noch aktuelles Hirschauer Fasnetslied, "Wir fahren zur närrischen Kur nach Bad-Hirschau" und die NZH feiert, weil der Kronensaal statische Probleme macht, nun bis 1990 in der Turn- und Festhalle (Narrhalla).

1970 wird die Zunftkapelle gegründet und zu regelmäßigen Proben angehalten.

Im gleichen Jahr 1970 waren Bestrebungen im Gange, eine Aufnahme in den Verband der Schwäbisch-Alemannischen Narrenzünfte zu beantragen. Dazu bestätigte der damalige Bürgermeister Franz Reisch der Narrenzunft Hirschau das historische Fundament ihres Fasnetstreiben (siehe Anlage). Dieses Ansinnen wurde aus finanziellen Gründen jedoch nicht realisiert.

1971 werden erstmals Sommer/Seenachts- und Vatertagsfeste am Baggersee abgehalten und der Einbau einer Zunftstube in die alte Kelter begonnen, die dann am 27.10.73 offiziell eingeweiht wird und bis heute für Vereinssitzungen gute Dienste leistet.

Auf das 10 jährige Jubiläum wird 1975, initiiert durch Reinhold Hartmann nach einer Komposition von Kurt Ruthard und mit Albrecht Freudenmann als Choreograf, ein Tanz der Maskenträger (heute Rotmänteles-Tanz) einstudiert.

Inzwischen hat die NZH bereits ca. 80 Hästräger und feiert 1976 ihr 10-jähriges Bestehen. Als Stargäste können Tony Marschall und auch die "Flippers" engagiert werden.

Der "Hirschemer Wengerter" erhält ein neues Häs und wird zukünftig in Anlehnung einer Zwergen-Sagengestalt vom Spitzberg als "Rotmäntele" bezeichnet. Bis zum Jahr 2002 sind davon ca 180 Maskenträger registriert.

1978 erhalten auch die 16 Hirschauer Hexen ihren eigenen Tanz. Reinhold Hartmann schreibt die Musik und Albrecht Freudenmann entwirft die Tanzfiguren.

Zum Lagern von Bars und Theken erstellt die NZH 1984 einen Anbau an die Turn- und Festhalle.

Von 1987 bis 1991 erbaut die NZH in Eigenleistung eine 1000 qm große massive Lagerhalle, die während der aktiven Bauphase planerisch und dann Zug um Zug auch im Innenausbau bereits zu einer Festhalle veredelt wird.

1990 entsteht nach der örtlichen Sage von "Hunden mit einem feurigen Schweif" die Maske der "Feurigen Hunde", die der lokale Künstler Bruno Beylich in unterschiedlichen Modellen entwirft und zusammen mit Reinhold Hartmann die beste Maske zur Weiterbearbeitung auswählt. Die praktische Schnitzarbeit wird vom aktiven Mitglied Robert Gärtner übernommen. Die Anzahl wird auf 30 begrenzt. Im gleichen Jahr wird das Ringtreffen des "Närrischen Freundschaftsring Neckar-Gäu" durchgeführt. Die NZH ist in dieser Vereinigung seit 1982 ständiges Mitglied.

1991 im Herbst wurde der Büttel in die Fasnetsfiguren der Narrenzunft Hirschau eingegliedert. Der Büttel war in früheren Jahren für Einhaltung Ordnung im Ort zuständig und hat mit seiner Schelle die Bürger auf die Bekanntmachungen der Gemeinde und Vereine aufmerksam gemacht und sie ihnen mitgeteilt. Seit der Fasnet 1992 kündigt der Büttel mit seiner Schelle die Narrenzunft bei Umzügen an und geht an vorderster Stelle der Narrenschar. Am Schmotzigen Dausteg setzt der Zunftmeister nach der Rathausübernahme den Büttel ein, so dass dieser bis Aschermittwoch für Ordnung bei der Fasnet in Bad Hirschau sorgt. Der Büttel ist eine Einzelfigur, trägt ein uniformähnliches Häs, sowie einen Säbel und eine Schelle.

Seit 1992 finden in der "Stefan Hartmann-Halle", benannt nach dem 1. Zunftmeister, Initiator und Motor aller Narrenzunftaktivitäten, Stefan Hartmann, alle Fasnetsveranstaltungen statt.

Über das Jahr hinweg werden dort Tanzveranstaltungen, Geburtstage, Hochzeiten, Firmenjubiläen und sonstige Veranstaltungen von der NZH durchgeführt.

1993 entsteht die Gruppe "Bürgerwehr/Kanoniere", die mit Ihren Konfettikanonen bei den Umzügen zu großer Begeisterung beitragen.

Im Jahr 2000 wird zur Verbesserung der Stefan Hartmann-Halle der 3. und vorerst letzte Anbau an die Halle begonnen, nach Spülküche, Künstler- und Duschbereich sind nun Lagerräume und die Neugestaltung des Eingangbereichs vorrangiges Ziel.

Gleichzeitig übernimmt Martin Wekenmann, der vorher 18 Jahre als Säckelmeister tätig war, kommissarisch die Zunftleitung.

2002 übergibt Stefan Hartmann sein Zunftzepter offiziell ganz in diese jüngeren Hände. Nach mehr als 35 Jahren an der Spitze eines großen und erfolgreichen Vereins, der bis dahin ca. 250 Hästräger und 427 Mitglieder aufweist, wird Stefan Hartmann zum Ehrenmitglied und Ehrenzunftmeister ernannt.

2006 feiert die NZ Hirschau ihren 40 Geburtstag. Nach einem Brauchtumsabend am Samstag, dem 21.01.06. folgt am Sonntag eine Narrenmesse in der die Zunftkapelle ungeahnte Fähigkeiten zeigt. Sämtliche Lieder und Choräle werden exakt und einfühlsam vorgetragen. Am Nachmittag wälzt sich 1,5 Std. lang ein närrischer Umzug mit über 2000 Hästrägern vor ca 6000 - 7000 Zuschauern durch's närrisch geschmückte Hirschau.

2006 wird für Frauen - als Begleitung der Bürgerwehr/Kanoniere - ein mittelalterliches Häs entworfen und hergestellt, das dann erstmals bei den Umzügen 2007 zum Einsatz kommt.

2010 Am "Schmotzigen Dauschteg", den 11. Februar wird im Studio Tübingen des Südwestrundfunks SWR4 der "Hirschauer Narrenmarsch" live uraufgeführt. Musik & Melodie stammen von Jürgen Schnitzler (stellv. Zunftmeister), das Arrangement von Arno Hermann. Der Marsch ist dem Zunftmeister Martin Wekenmann gewidmet. Wer die Sendung verpasst hat kann sie über diesen Link nochmal anhören.

2010 erfolgt eine erneute Verjüngung in der Vereinsführung. Martin Wekenmann kandidierte nicht mehr und somit wird Wolfgang Rieker bei der Jahreshauptversammlung - unter Rekordbeteiligung der Mitglieder (98) - zum neuen Zunftmeister gewählt.

Schnell wurde klar, dass der Narrenmarsch im "Trio-Teil" nach einem Text schreit. Zur Fasnet 2012 wird daher von Andreas Werz (ehemaliger Schriftführer) ein Text mit 2 Strophen verfasst.

2013 Die Narrenzunft lädt zu ihrem bereits 5. Tiermaskenumzug ein. Trotz morgendlicher Glätte und den daraus resultierenden Absagen von Zünften finden sich noch ca. 3000 Zuschauer an der Umzugstrecke ein.

2016 Zum großen Jubiläum von 50 Jahren feiern wir das Ringtreffen des Närrischen Freundschaftsring Neckar Gäu in Hirschau. Um die großen Menschenmassen bewirten zu können, wird zusätzlich zur Stefan Hartmann Halle ein großes Barzelt hinter der Narrhalla aufgestellt, in dem 2000 Personen Platz finden. Am Freitagabend sind neben den Ringzünften auch befreundete Narrenzünfte eingeladen und lassen es bei der Narrenparty richtig krachen. Auf Grund des gefrierenden Regens in der Nacht ist es einigen Narren nicht mehr möglich den Heimweg anzutreten, weshalb das Zelt als Nachtlager dienen muss. Am Samstag zieht die Ringjugend durch die Grabenstraße hinaus zum Ringtreffengelände. Abends findet dann der Brauchtumsabend des Rings statt. Der Sonntag beginnt mit einem Ökumenischen Narrengottesdienst in der St. - Ägidius Kirche. Als Höhepunkt des Wochenendes ziehen die 26 Ringzünfte beim Ringumzug durch den Ort.

2019 Kurz vor seinem 87. Geburtstag verstirbt Stefan Hartmann, Gründer und langjähriger Zunft- und Ehrenzunftmeister sowie Namensgeber der zunfteigenen Halle, nach langer Krankheit.

2020 Das Närrische Kurorchester feiert 50 - jähriges und die Feurigen Hunde 30 - jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wird ein Jubiläumswochenende ausgerichtet. Am Samstagabend werden befreundete Zünfte und ehemalige Mitglieder der Gruppen zum Jubiläumsabend eingeladen. Auch die Kirchengemeinden gratulieren zum Jubiläum mit einem Ökumenischen Narrengottesdienst am Sonntagmorgen. Am Mittag finden sich zahlreiche Tier- und Musikgruppen zu einem Tiermaskenumzug in Hirschau ein.
Auf Grund der Corona-Pandemie müssen in diesem Jahr alle weiteren Veranstaltungen der Narrenzunft, wie z.B. Vatertagsfest, Tag der Blasmusik, …, abgesagt werden.

2021: Die Corona Pandemie hält weltweit weiter an. Seit April 2020 dürfen keine Veranstaltungen oder Zusammenkünfte jeder Art mehr stattfinden. Die Welt ist im Lookdown. Aus diesem Grund fand die Fasnet nur digital statt. Es wurden Videobeiträge der einzelnen Gruppen auf Facebook, Instagram und Youtube veröffentlicht. Alle anderen Veranstaltungen mussten abgesagt werden.

2022: Langsam entspannt sich die Corona Pandemie. Die ersten Lockerungen wurden bekannt gegeben. An eine normale Fasnet ist jedoch noch nicht zu denken. Das abstauben fand nicht wie gewohnt in den Häusern, sondern nur im kleinen Rahmen in der Zunftstube statt. Am schmotzigen Dauschdig konnte die Narrenzunft dann trotzdem die Dorfgewalt übernehmen und den Hexentanz unter zahlreicher Teilnahme der Hirschauer Bevölkerung aufführen. An eine Fasnet in geschlossenen Räumen, wie der Stefan-Hartmann Halle, war jedoch noch immer nicht zu denken. Am Fasnetssamstag fand dann ein Sternlauf zusammen mit den Narrenzünften aus Bühl und Wurmlingen statt. Anschließend feierte man noch mit genügend Abstand auf dem Parkplatz hinter der Stefan-Hartmann Halle im freien weiter. Am Rosenmontag fand dann ein kleiner Umzug vom Fährenweg bis hinter das Rathaus statt. Es fanden sich auch einige Zuschauer an der Umzugsstrecke ein. Anschließend wurde dann hinter dem Rathaus noch gemütlich gefeiert. Auch hier wurden wir wieder von den Narrenzünften aus Wurmlingen und Bühl unterstützt. Das Jubiläum der Hexen und der Bürgerwehr musste leider auf Grund der noch bestehenden Corona Maßnahmen auf 2023 verschoben werden.

2023: Nach der Corona-Pandemie war endlich wieder eine normale Fasnet möglich. Das Abstauben fand nunmehr wie gewohnt in den Häusern der Bürger statt. Am ersten Fasnetswochenende feierten die Hexen und die Bürgerwehr ihr Jubiläum, was zwecks der anhaltenden Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie aus dem Jahr 2022 verschoben wurde. In den darauffolgenden Wochenenden waren wir bei den Narrenzünften in Kiebingen, Wurmlingen, Salzstetten, Unterjesingen, Tübingen, Ergenzingen, Schwalldorf, Bühl, Poltringen, Wernau und Fischbach zu Besuch. Am schmotzigen Dauschdig fand unsere Narrenparty und am Fasnetsfreitag unser Brauchtumsabend statt. Der Umzug in Bad Hirschau am Rosenmontag war wie immer gut besucht.

2024:Die Fasnet 2024 startete traditionell mit dem Abstauben am 06.01.2024. Am ersten Fasnetswochenende feierten wir mit den Narrenfreunde Schonach ihr 150-jähriges Jubiläum. Außerdem fand in diesem Jahr auch das Ringtreffen in Horb statt. Der Umzug am Sonntag wurde vom SWR übertragen. Trotz der Kürze der diesjährigen Fasnet war sie wie immer sehr schön.